Mehr Rad im Alltag

Gemeinschaftsschule Marpingen kooperiert mit ADFC und Gemeinde, um das Radfahren im Alltag zu fördern und sicherer zu machen

Aktuelle Studien verweisen darauf: In der Nutzung des Fahrrades im Alltag ist das Saarland bundesweites Schlusslicht. Nirgendwo sonst werden tägliche Besorgungen und Fahrten zur Arbeit, Schule, zu Terminen so selten mit dem Rad unternommen wie in unserem Bundesland, allen Trends und Entwicklungen zum E-Bike zum Trotz. Daher ist es das Ziel zahlreicher Aktionen und Projekte der Gemeinschaftsschule Marpingen, das Fahrrad stärker zur Mobilität im Alltag zu nutzen.
Ende des vergangenen Schuljahres konnte nach langer Wartezeit und zwischenzeitlichen Lösungen der Marke Eigenbau die große Unterstellanlage für Fahrräder eingeweiht werden. Bei schönem und selbst weniger passablem Wetter sind hier auch mehr und mehr abgestellte Räder zu sehen, mit denen Lehrer wie SchülerInnen den Weg zur Schule absolvieren. „Trotz dieser positiven Entwicklung ist noch eine ganze Menge Luft nach oben“, erklärt Thomas Alt, stellvertretender Schulleiter und passionierter Radfahrer, „was das Rad als alltägliches Transportmittel im Schulalltag angeht.“ Finn Schmidt und Pauline Wagner, beide Klassenstufe 12, von der Schülerverwaltung der Schule haben selbst gerade den Führerschein gemacht. „Man diskutiert noch viel zu oft darüber, neue Parkplätze zu schaffen, statt sich mit Alternativen auseinanderzusetzen, die zum einen weniger Platz in Anspruch nehmen und zum anderen umweltfreundlicher und auch kostengünstiger sind als das noch immer favorisierte Auto“, geben beide selbstkritisch zu bedenken. Um dies zu ändern, gibt es zahlreiche Initiativen an der Gemeinschaftsschule Marpingen. Das Talentfach MTB der Klassenstufe 9 in Zusammenarbeit mit dem ADFC-Saar ist eine davon. Regelmäßig kommt Justin Klein, gebürtiger Niederländer und damit quasi per se Experte in Sachen Radmobilität, vom ADFC aus Saarbrücken an die Schule, um zusammen mit den 14-15jähigen Workshops durchzuführen. Er vermittelt dabei u.a. technische Kenntnisse, damit Inspektionen und kleinere Reparaturen selbst durchgeführt, Pedale, Kugellager und Bremsen selbst gewechselt werden können. Ziel in diesem Schuljahr ist es, dass die Schüler ein Fahrrad eigenhändig zusammenbauen, wofür die Räumlichkeiten im Arbeitslehrerbereich mit ihrer großen Auswahl an Werkzeugen hervorragend geeignet sind. Darüber hinaus gibt Klein Tipps zum sicheren Fahren im Alltagsverkehr und zum Umgang mit Autofahrern, die sich auf der Straße noch immer als Platzhirsche fühlen und Fußgänger wie RadfahrerInnen als Behinderung ansehen. Da sei vorausschauendes Fahren wichtig, das Erkennen von Gefahrenstellen und Situationen, denen man dann entweder ausweiche oder sich als Radler sichtbar im Straßenverkehr mache, erklärt Klein. Im Unterricht werden auch die Radverkehrspolitik, der Ausbau von Radwegen und Abstellplätzen thematisiert. Das schließt kleinere und größere Touren mit ein, um vor Ort die Situation zu begutachten und die Erkenntnisse dann an die Verantwortlichen in der Gemeinde weiterzuleiten. Ganz aktuell steht der Radfahr-Klimatest des ADFC an, der die Situation für Radfahrer in der Gemeinde und im Kreis kritisch untersucht. Damit auch Sport und Spaß nicht zu kurz kommen, werden regelmäßig anspruchsvolle Radausflüge unternommen und diverse Trails in der hügeligen Landschaft rund ums Alsbachtal gemeistert. 
„Eine Wende in der Verkehrspolitik ist unumgänglich“, meint Finn Schmidt abschließend. Doch damit diese gelingt, bedarf es auch eines Umdenkens weg vom Auto hin zu alternativen Mobilitätskonzepten. Das Fahrrad ist eines davon.