Bereits seit 25 Jahren unterhält die Gemeinschaftsschule Marpingen eine Partnerschaft mit dem Casa do Zezinho im brasilianischen São Paulo. Es war der damalige Schulleiter Edmund Hinsberger, der maßgeblich am Aufbau dieser nachhaltigen Partnerschaft beteiligt war und über seinen Sohn André - viele Jahre selbst vor Ort tätig - ausbaute. Auch lange nach seiner Pensionierung lässt es sich Edmund Hinsberger nicht nehmen, für das Projekt zu werben und für die jahrelange Unterstützung durch die Schule zu danken. In Marpingen ist es Martina Pape, die gemeinsam mit Vera Hahnen alle Aktionen für das Casa do Zezinho organisiert und koordiniert. 2000 € kamen in den vergangenen zwei Jahren zusammen, die im Rahmen einer kleinen Feier kurz vor Weihnachten an Hinsberger übergeben wurden.
„Das alles ist nicht möglich ohne das ehrenamtliche Engagement von Schülerinnen und Schülern in Marpingen, die sich mit Überzeugung und Empathie für die Kinder und Familien in den Favelas der brasilianischen Megacity einsetzen“, hebt der gegenwärtige Schulleiter, Miachel Sticher, hervor. „Ganz einfach: Wir wollen anderen helfen!“, formulieren es Laura und Nico, beide aus der 8a. Zusammen mit ihren 11 Mitstreitern der Projektgruppe Casa do Zezinho führen sie den Pausen-Kuchenverkauf und jedes Jahr die Nikolaus-Aktion durch. Hierbei können Schüler/innen und alle weiteren Angehörigen der Schule Nikoläuse aus fair gehandelter Schokolade erwerben, die dann am Nikolaustag durch die AG an Freunde und Freundinnen als Geschenk ausgeliefert werden. Auch der Kaffee im Lehrerzimmer sowie die Süßigkeiten im Fairomat, die der gesamten Schulgemeinschaft zugänglich sind, stammen aus fairen Quellen, der damit verbundene Überschuss geht ebenfalls in die Spendenkasse ein. Weitere kleinere und größere Aktionen führen dazu, dass regelmäßig ein beträchtlicher Betrag zusammenkommt. „Es gibt zwar von anderer Seite erheblich größere Spendensummen, aber bei euch zählt auch euer Engagement und euer Interesse am Schicksal von Kindern am anderen Ende der Welt“, hebt Hinsberger in seiner Dankesrede hervor. Die Verwahrlosung, die Gewalt, die Gefährdung der Gesundheit könne man sich in Europa kaum vorstellen, die staatlichen Einrichtungen für diese benachteiligten Stadtviertel und Bevölkerungsgruppen seien kaum vorhanden. Dass das Geld gut angelegt ist, zeige sich insbesondere darin, dass 60 % der Erzieher/innen des Hauses früher selbst in dieser Einrichtung Schutz und Unterstützung erfahren haben.
Das 1994 in São Paulo gegründete Kinderhaus hat sich in den 31 Jahren seines Bestehens zum Anlaufpunkt für Familien in den Favelas der Metropole entwickelt. Rund 25 000 Kindern, Jugendlichen und ihre Eltern und Großeltern wurde seitdem geholfen – mit regelmäßigen Mahlzeiten, einem geschützten Ort, mit Bildungsangeboten und Zuwendung, wie der Verein „Zukunft durch Bildung“, der das Kinderhaus von Deutschland aus unterstützt, auf seiner Internetseite betont. Die Marpinger Spendengelder fließen unmittelbar in die Ausstattung und Materialbeschaffung des Kinderhauses. Zurzeit werde v.a. der Second-Hand-Kleidermarkt mit Spenden finanziert und es laufe die Aktion „Se Cuida“, Pass auf dich auf, bei der es darum geht, Kindern nach dem morgendlichen Schulunterricht Selbstbewusstsein zu vermitteln, ihnen Möglichkeiten für eine regelmäßige körperliche Hygiene und sexuelle Aufklärung anzubieten. Gerade Letzteres sei ein wichtiger Punkt, so Hinsberger. „Denn viele Mädchen in der Favela erfahren sexuelle Gewalt, haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln, haben nicht gelernt, auf sich zu achten und werden sehr früh schwanger – eine große Hypothek für ihre Zukunft.“