Bunt, gesund und lecker

Das EU-Schulprogramm „Obst und Gemüse“ trifft an der Gemeinschaftsschule Marpingen auf riesige Zustimmung

Wie schmeckt eigentlich eine Möhre? Oder ein Apfel? Oder Paprika? Zuweilen findet man nur schwer die richtigen Wörter für das eigene Geschmackserlebnis. Oft genug achtet man auch gar nicht darauf, wie das, was man isst, schmeckt. Noch häufiger kommt es vor, dass der Eigengeschmack der Lebensmittel unter dem Zusatz von Zucker und Glutamat fast vollständig verschwindet. „Schade“, meint Vera Hahnen, Konrektorin an der Gemeinschaftsschule Marpingen. Denn Essen sei zum einen essentiell wichtig für die Versorgung des Körpers mit Energie, mit Spurenelementen und Vitaminen, andererseits auch eine kulturelle, v.a. aber eine sinnliche Angelegenheit. Und nicht nur Letzteres komme heute, insbesondere auch in der Schule, bei Weitem zu kurz, hebt sie hervor. Grund genug, am Schulprogramm der EU „Obst und Gemüse“ teilzunehmen. Seit Anfang September liefert ein lokaler Händler jeden Montag Äpfel, Bananen, Nektarinen, rote, gelbe und grüne Paprika, lange, kurze, gerade oder krumme Gurken in der Schulküche ab, aus denen in Gemeinschaftsarbeit und unter Beachtung aller notwendiger Hygienerichtlinien am Folgetag farbenfrohe, gesunde Obst- und Gemüseplatten geschnippelt werden. Die Organisation des Programms erfolgt über das Bildungsministerium, die Europäische Union übernimmt die Finanzierung.

„Zuerst waschen wir alles gut ab“, erklärt Antonino Cavallaro aus der Klasse 7c, der schon einige Male dabei war. Dann werden das Gemüse und die Früchte in Portionen geschnitten. Was danach auf den Tellern und Platten landet, kann sich mehr als sehen lassen. Es sind fast schon Kunstwerke, dekorativ aufgeschichtet, bunt und v.a. essbar. „Denn“, so Hahnen, „das Auge isst ja bekanntlich mit“. Dienstags in der zweiten großen Pause ist es dann soweit: Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 organisieren die Verteilung an die Jungen und Mädchen der Unterstufe. Sofort sind die Platten belagert. Es wird geknuspert, gekaut, geschmeckt und gelobt, wenn der Apfel besonders lecker war oder die Karotte ein besonderes Kauerlebnis darstellte. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Freude und bewusstem Genießen wolle man die Kinder zum gesunden Essen ermuntern. Dass es ihnen schmeckt, sieht man spätestens 15 Minuten später: Ratzeputz sind alle Platten geleert, keine einzige Schnitze bleibt übrig. Zum regelmäßigen gesunden Genuss gehört, dass Ernährung auch im Unterricht thematisiert wird. „Unsere Ziel ist es, dass die Kinder die Herkunft, die Herstellung sowie die Reife- bzw. Erntezeit verschiedener Obst-und Gemüsesorten kennen“, erläutert Hahnen. Um dann Nahrungsmittel wieder mehr schätzen zu lernen und den eigenen Geschmack zu schulen, der häufig im Geschmacksverstärker oder im überzuckerten Energydrink untergegangen sei. „Ein nicht unbedeutender Nebeneffekt ist, dass die Kinder in Gemeinschaft zugreifen und sich auch über das Essen und seinen Geschmack unterhalten, beides Aspekte, die „heuten viel zu oft vernachlässigt werden“, meint auch Vivian Pollner aus der Klasse 10a, die sich darüber hinaus in der Aktionsgruppe Faires Saarland für die Verbreitung fair gehandelter Produkte engagiert.

Zum Hintergrund:

Seit 2009 läuft das Schulprogramm der EU „Obst und Gemüse“. Schon im ersten Jahr war das Saarland mit dabei. Im aktuellen Schuljahr erhalten rund 34 000 Kinder in Grund- und weiterführenden Schulen jede Woche 200 g saisonales Obst und Gemüse in der Schule, geliefert von regionalen Produzenten bzw. Händlern. Mit der kostenlosen Verteilung der ansprechend servierten Früchte und Gemüsesorten sollen Kinder und Jugendliche zu gesunder Ernährung animiert werden.