Auf den Spuren der EU

Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Marpingen auf Studienfahrt in Brüssel

Es war eine Reise quer durch Europa in 5 Tagen – auch wenn die Reise nur nach Belgien ging. Brüssel, die Hauptstadt des Landes, ist zugleich Sitz der wichtigsten EU-Institutionen und wird daher oft als inoffizielle Hauptstadt der Europäischen Union bezeichnet. Hier treffen Abgeordnete und Mitarbeiter aus allen 27 Ländern der EU zusammen, im Europaviertel ist dies auch nicht zu überhören. Wer aufmerksam hinlauscht, kann selbst Litauisch, Griechisch, vereinzelt sogar Gälisch vernehmen. Hierhin, ins politische Zentrum der EU, führte die fünftägige Studienfahrt der Gemeinschaftsschule Marpingen. Für die meisten der 21 Schülerinnen und Schüler der Politikkurse der Stufe 12 war es der erste direkte Kontakt mit der EU und ihren Institutionen, deren Motto, Einheit in Vielfalt, überall zu spüren war.
Gleich zu Beginn ging Katalin Brenner, Vertreterin der Europäischen Kommission, in ihrem Vortrag auf diese Vielfalt ein. Zusammen mit Gleichaltrigen aus dem österreichischen Innsbruck traf man sich im Berlaymont-Gebäude, dem Sitz der Europäischen Kommission und ihrer Präsidentin, Ursula von der Leyen. Frau Brenner selbst spricht sieben europäische Sprachen fließend, was sie für die Arbeit in der Kommission prädestiniert. Sie berichtete über ihren Lebenslauf, der sie in verschiedene europäische Staaten führte, noch bevor diese durch die Freizügigkeit des Schengenraums und des Binnenmarktes verbunden waren. Die schrägen Blicke wegen ihrer Herkunft, die Vorurteile und die offenen wie versteckten Diskriminierungen sind heute innereuropäisch zu großen Teilen verschwunden, doch die Erfahrungen ihrer Jugend motivierten sie, sich für die EU und ihren Ausbau zu engagieren – wissend, wie wichtig der Austausch zwischen den europäischen Ländern aus wirtschaftlicher, politischer wie persönlicher Perspektive ist. Anschaulich gelang es ihr, das Zusammenspiel von Rat, Parlament und Kommission zu erläutern und mit Beispielen, die auch für junge Menschen nachvollziehbar waren, zu veranschaulichen. Aus ihrem Wissensquiz ging das Marpinger Team Paige, Evelin und Jessika gegen die Innsbrucker Schule als Sieger hervor. Ihren kulinarischen Preis teilten die drei, ganz im europäischen Sinne, gerne mit den Österreichern. Das anschließende Gespräch mit Christine Schneider, Abgeordnete des Europäischen Parlaments, und ihrer Mitarbeiterin Linda Engels griff aktuelle politische Themen in Europa auf. Im Mittelpunkt stand dabei das Europäische Parlament, was Frau Schneider auch mit einem engagierten Aufruf, am 9. Juni zur Europawahl zu gehen, verband. Der Besuch des Plenarsaals des Parlaments, wo alle Reden und Beiträge simultan in die 23 Amtssprachen der EU übersetzt werden, das vollbesetzte Plenum und die Debatte über die Jugendpolitik der EU hinterließen bei den 21 Marpingern einen bleibenden Eindruck und motivierten einige, sich verstärkt in der Politik und für europäische Themen zu engagieren. Das folgende Planspiel im Parlamentarium griff zwei dieser Themen, die Trinkwassersicherheit und Microchipimplantate, auf. Lebhaft und multimedial wurde der europäische Gesetzgebungsprozess simuliert, die Schüler fühlten sich als Vertreter von vier Parlamentsfraktionen der Erarbeitung und Abstimmung über zwei Richtlinien verpflichtet und lernten ganz nebenbei eine Menge über den Wert des demokratischen Kompromisses. Der Empfang in der kleinen, aber feinen saarländischen Vertretung bei der EU in einem Jugendstilgebäude unweit des Parlaments stellte saarländische Politikthemen in den Mittelpunkt, darunter die Wirtschaftsförderung und die Umstellung der Stahlproduktion auf Wasserstoff. Bürochef Christoph Roth überraschte die Landleute Punkt 12 Uhr mit einem leckeren Mittagsimbiss, was aus der Diskussion ein „légères Arbeitsessen“ werden ließ.
Neben diesen vielfältigen Politik-Terminen kamen allerdings auch das Feiern und das Erkunden der Hauptstadt Belgiens nicht zu kurz. Ein Ausflug führte ins touristische Zentrum des Landes, nach Brügge, und zum Sundown an den Strand von Ostende. Sowohl An- und Rückreise als auch alle Fahrten vor Ort wurden ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt. Die erheblichen Kosten einer solchen Studienfahrt konnten durch das Engagement des Schulfördervereins der Gemeinschaftsschule Marpingen und insbesondere durch die finanzielle Unterstützung der ASKO Europa-Stiftung, Saarbrücken (www.asko-europa-stiftung.de) im Rahmen gehalten werden, sodass es allen interessierten Schülern und Schülerinnen möglich war, an diesen Europatagen in Brüssel teilzunehmen.